Ein englisches Sprichwort lautet "Never judge a book by the cover", man soll ein Buch nicht am Umschlag beurteilen.

Ein griesgrämiger Partygast kann interessante Facetten zeigen.

Während meine Studizeit standen Parties selbstverständlich auf der Tagesordnung.

Auf einer sass ein ziemlich einsilbiger Typ düster dreinschauend herum. Er hatte eine mittellange, ziemlich stürmische Frisur, trug eine Lederjacke mit martialischen Aufnähern und seine ganze Erscheinung legte nahe, dass er einiges erlebt hatte.

Alles in allem eine recht interessante Erscheinung, deshalb versuchte bald jemand, mit ihm ins Gespräch zu kommen.

Einige Fragen wurden gestellt:

„Was bist Du denn von Beruf?“
„Rrrrmmh! Schlosser!“
„Wo hast Du die Ausbildung gemacht?“
„Rrrrmmh! Im Knast. In Bruchsal!“

Danach war erst mal lange Funkstille, der Typ sass die ganze Zeit griesgrämig auf demselben Platz. Man muss dazu wissen, dass in Bruchsal in der JVA kaum einer landet, der weniger als ein paar Jahre aufgebrummt bekommen hat.

Schliesslich eine Frage eines anderen Gastes:

„Woher hast Du eigentlich die Narbe da?“
„Rrrrmmh! Vom Knast. In Bruchsal!“

Langsam traute sich keiner mehr, in anzusprechen. Später dann doch von irgendwo:

„Woher hast Du das Tattoo?“
„Rrrrmmh! Aus'm Knast. In Bruchsal!“

Im Laufe des Abends kamen im Fernsehen einige Folgen von SpongeBob. Der Gesichtsausdruck unseres einsilbigen Gastes wurde immer heller. Offenbar kannte er Serie genau, da er immer wieder Szenen kommentierte und voller Vorfreude ankündigte, was gleich passieren würde.

Jemand nahm allen Mut zusammen für die vorsichtige Frage:

„Woher kennst Du denn Sponge Bob?“
„Rrrrmmh! Aus'm Knast. In Bruchsal!“